Sonntag, 24. Juli 2016

Zahl der in Calbach Aufenthältlichen verdoppelt: Erster Büdinger Poetry Slam übertrifft Erwartungen

Die Finalisten und Wegbereiter, Foto:Karin Wörther
Mit dieser klangvollen Schlagzeile habe ich mir wirklich Mühe gegeben. Es ist aber auch eine verdiente, denn in einem so besinnlichen Örtchen von 500 Einwohnern, wo den dort nach beschwerlicher Reise durch alpin anmutende Serpentinen sein Fahrzeug Parkenden im Vorgarten gehaltene Minischweine neugierig begrüßen, wer hätte da gedacht, dass sich der Veranstaltungsraum bis auf die letzten Stehplätze füllen würde. Vielleicht lag es an der liebevoll eingerichteten Kulturscheune von mo und Jochen, vielleicht am verlockend tollen Buffet, das unsere afghanischen Freunde für uns bereitet hatten, vielleicht am vielversprechenden Line-up oder an Domis charmantem Lächeln, wer weiß, vielleicht war war es die Kombination aus allem. In zwei Runden traten Robin Baumeister, Maria Sailer, Jonas Leichert und "Anna, meine Tropfen" (Julia Szymik und Barbara Rohrmoser), MegaMartin, Gisi Paulus und Lea Weber in den Wortstreit. Musikalisch flankiert wurden sie von "Bella und Philipp", die mit wunderbarem Singer-Songwriter-Stuff aus Büdingen gekommen waren. Domi und ich gaben in der Moderation alles, hatten aber auch leichtes Spiel, denn die nach Calbach Gereisten waren hungrig nach Slam Poetry und erwiesen sich als ein fantastisch aktives Publikum, wie man es sich in der Moderation nur wünschen kann. Im Finale kam es zur Entscheidung zwischen Robin, Jonas, MegaMartin und Lea. MegaMartin setzte sich mit einem Text über Facebook-Kommentare durch, den er schleichend und unauffällig in eine intellektuelle Auseinandersetzung mit seinem künstlerischen Streben unter der These "Warum mach ich den Scheiß!" zu wandeln geschafft hatte. Was für ein Poet! Der Abend war großartig und schreit nach Wiederholung.

PS Danke an die Zahlreichen, die unserer Bitte um Siegerfotos nachgekommen waren und sie auf Facebook gepostet haben :-)

Sonntag, 10. Juli 2016

Neues aus der Slam WG: WWW - Wettbewerbe, Weilburg, Wölfersheim



Sonntag früh. Die Wetterauer-Boygroup sitzt in der Poeten-WG beim Frühstück. Äußerlich leicht zerknittert, innerlich glatt zufrieden ob der Erinnerungen an die letzten Tage auf der Bühne.
„Un’?“ fragt Andy.
„Joh“, sag ich.
„Hmm“, brummt Domi.
„Passt“, meint Artur.

Andy, gestern noch Zauberer auf der Bühne, kippt ganz un-magisch Körner in seine Müslischüssel. Wir in unsere auch. Allemal besser, als morgens schon ’n Korn zu kippen.

Wir müssen noch ein wenig zu uns finden – denn wir gingen getrennte Wege: Domi und Artur rockten am Freitag die Poetry Slam Bühne in Wölfersheim und mich verschlug es zeitgleich nach Weilburg. Andy setzte am Samstag noch einen drauf als fraglos grandiose Verkörperung eines… sagen wir: fragwürdigen Zauberers in der Inszenierung des Helden-Theaters von Terry Pratchets „Gevatter Tod“.
Getrennte Wege „wegen der größeren Streuwirkung“, lautet die Ratio.
„Wie bei ’ner Nagelbombe?“
Kurzes Schweigen.
„Nein, eher so biblisch: Gehet hin und verkündet das Wort. Da waren nicht so viele Bomben im Spiel.“

Ein Slam zwischen 45 Konzerten.
Und wohin schlendern alle Generationen?



„Also, wie war’s in Weilburg?“, fragt Andy schließlich etwas konkreter, um die Kurve zu kriegen.
„Joh“, setze ich wieder an und fahre fort: „Ich fuhr fort, an diesen Ort eines Klassikfestivals. 45 Konzerte, ein Poetry Slam. Da steckt in den Rahmenbedingungen schon Musik drin! Darüber ging auch mein Text. Begriffe, Rhythmus, Redensarten der Musik in unserer Sprache. Hat bei diesem wunderbaren, quasi Fach-Publikum gut funktioniert. Außerdem fielen die durch zahlreichen Bücherkauf auf.“
„Übrigens“, füge ich hinzu, „sind wir mal wieder eingeladen worden. Als Quartett. Das wird nett.“ Gemeinsam fahren macht eben mehr Spaß. Auch wenn es bedeutet, an einem Freitag Nachmittag auf der Autobahn zu stehen.

Ich spür schon ein kleines Stück Glück und Frage zurück: „Und wie war’s in der Wetterau, daheim, in Wölfersheim?“
Andy kaut, Artur schaut, ich schöpfe Hoffnung und auf die frischen Erdbeeren aus dem eigenen Garten einen Löffel Schlagrahm, da schlagreimt Domi: „Wo wir hin gefahren waren?" Er schaut, als ob er träume, dann beschreibt er ohne Scheu 'ne Scheune. 

Und wer mehr davon erleben will, schaut auf den Veranstaltungskalender. Wir sehen uns!

Ihre / Eure
Wetterau-Boygroup